Pharmakogenetik in der Praxis: sicher, effektiv und kostensparend
Die Nutzung pharmakogenetische Informationen findet im Gesundheitswesen immer mehr Anklang, wodurch die medikamentöse Behandlung immer genauer auf die Patienten abgestimmt werden kann. Niederländische Kardiologen konnten kürzlich nach einer ausführlichen Studie nachweisen, dass dies bei der Behandlung von Patienten nach einem Herzinfarkt sicher, effektiv und kostensparend sein kann.
Studie mit fast 2500 Herzinfarktpatienten
In dieser Studie, an der acht niederländische Zentren mitwirkten, wurde auf spezifische Varianten im CYP2C19-Gen, die zu einem langsam oder gar nicht wirkenden CYP2C19-Enzym führen, getestet.
Menschen mit einer solchen abnormalen Enzymaktivität haben bei Einnahme des Gerinnungshemmers Clopidogrel nach einer perkutanen Koronarintervention ein erhöhtes Risiko einer Stentthrombose. Weil eine abnormale Aktivität des CYP2C19-Enzyms relativ häufig vorkommt, werden derzeit standardmäßig die teureren Mittel Ticagrelor und Prasugrel gegeben, obwohl Patienten ohne CYP2C19-Mutation problemlos mit Clopidogrel behandelt werden können.
Aus der Studie ging hervor, dass ungefähr 30 % der Patienten eine CYP2C19-Genmutation besaßen. Nur die Patienten dieser Gruppe erhielten die teureren Medikamente. Bei der größten Gruppe (fast 70 %) war keine Mutation vorhanden und wurde das (billigere) Clopidogrel verabreicht. Die genotypisierte Gruppe wurde mit einer Kontrollgruppe verglichen, in der alle Patienten der Standardbehandlung mit den teureren Mitteln Ticagrelor und Prasugrel erhielten.
Nach Abschluss der Studie ließ sich feststellen, dass es bezüglich der Wirksamkeit (Gerinnungshemmung) zwischen der Standardbehandlung (Ticagrelor oder Prasugrel für alle) und der genotypisierten Testgruppe (Ticagrelor und Prasugrel nur bei abnormaler CYP2C19-Enzymaktivität) keinen Unterschied gab. In letztgenannter Gruppe traten selbst weniger Blutungen auf. Kurzum: Ein pharmakogenetisches Screening resultiert in weniger Nebenwirkungen und weniger Kosten.
iGene
FARMA
iGene identifiziert auch die CYP2C19-Genvarianten ebenso wie andere wichtige pharmakogenetische Marker. Die vollständige Übersicht finden Sie hier.
Source:
Claassens, Daniel MF, et al. "A genotype-guided strategy for oral P2Y12 inhibitors in primary PCI." New England Journal of Medicine (2019).